Einspruch

nereus, Donnerstag, 22.05.2025, 11:49 (vor 50 Tagen) @ Revoluzzer2437 Views

Hallo Revoluzzer!

Crooke meint, das die individuelle Nutzenmaximierung nicht zwingend eine Optimierung der Gesellschaft zur Folge hat.
Dagegen kann man schlecht etwas sagen, denn funktionierende Gesellschaft verlangt immer Kompromisse, die der Nutzenmaximierung entgegen stehen.

Du schreibst: Modelltheoretisch sind der moslemische Selbstmordattentäter und Jesus Christus das Gleiche wie Elon Musk oder Jeff Bezos. Crooke schiebt hier das konkrete Versagen von Personen und Institutionen (die vielleicht einfach am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind) auf eine Modellebene.

Was Du damit andeuten willst, erschließt sich mir nur teilweise, da alle Genannten sehr unterschiedliche Motive hatten oder haben.
Was sie vereint, ist ihre menschliche Existenz.

Das gesellschaftliche Problem ist ein Problem der Kurzfristigkeit: Der totale Fokus auf die nächste Wahl, maximaler Gewinn hier und heute, Verlust der Planung, Verlust der Fähigkeit zu langfristigen Investitionen, Verlust des Wirklichkeitsbezugs, totaler Konstruktivismus usw. usf.
Das sind alles konkrete Dinge, die man ändern kann.

Vermengst Du hier nicht ein paar Dinge? [[hae]]
Eine Gesellschaft besteht aus Individuen mit ihren jeweiligen Handlungsmotiven, die kurz- und langfristig sein und sich auch ständig ändern können.

Diese Motive, Perspektiven und daraus resultierenden Aktivitäten münden in gesellschaftliche Prozesse.
Crooke hat zuvor festgestellt, daß diese individuelle Nutzenmaximierung an ihre Grenzen stößt.

Nichts davon hat mit dem H.O. zu tun.

Hallo!
Das hat alles damit zu tun, denn Gewinnstreben, Kurzfristdenken oder Konstruktivismus leiten sich aus individuellen Motiven der Nutzenmaximierung her.

Im Gegenteil: Der H.O. ist eben ein Modell, mit dem man auch diese Fehler "sehen" und lösen kann.

Aber das sagt doch Crooke!
Das Modell ist fehlerhaft.

Letztlich geht es Crooke wohl um eine Art Kommunitarismus auf globaler Ebene:
Weg mit der Freiheit. Her mit sozialen Pflichten.

Damit hat er ja nicht ganz Unrecht, oder?
Natürlich kann jeder Mieter seinen wöchentlichen Reinigungsdienst in der „Wohnanlage“ wegen andersgearteter individueller Nutzenmaximierung ausfallen lassen, aber dann wird es nach wenigen Monaten im Haus stinken und der Müll wird sich auftürmen.
Und warum soll die Freiwillige Feuerwehr zur Brandbekämpfung ausrücken, wenn doch gerade die Party so schön läuft und das Model, das von der Vereinskasse bezahlt wurde, noch nicht einmal die Bluse ausgezogen hat und das Beste noch kommt.

Und weiter: "libertarian values of America (drawn from the French Revolution)."

Oh, das tut weh! Die französische Revolution war: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der, in heutigen Worten, sozialistische, etatistische Tenor ist unübersehbar (Gleichheit, Brüderlichkeit). Rousseau läßt grüßen.
Diesen Ansatz ins gleiche Boot mit Hayek und Smith zu werfen, ist unlauter, einfach falsch.

Darüber kann man gerne diskutieren, aber ich vermute hier geht es ihm mehr um die plakativen Aussagen zur Freiheit, die er treffend als Ideologie-Verehrung bezeichnet.
Ich unterstelle, daß Crooke weiß, was damals passierte und schon der FGB Spruch eine Lüge war.
Denn ursprünglich kam nach der Brüderlichkeit noch der Tod als Alternative.

Ich bezeichne Crooke hier und in dieser Hinsicht als Scharlatan, der gerade den wesentlichen, wertvollen Kern des Westens - den absurden Glauben an die individuelle Freiheit - angreift.

OK, jeder hat das Recht einen Text so zu interpretieren, wie er ihn gerne verstanden wissen will. [[zwinker]]

mfG
nereus


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